Archäologische Forschungen in Süd-Armenien 2003-2004
(Archaeological Research in Southern Armenia 2003-2004)

 

  

Die Forschungen im Jahre 2003 konzentrierten sich auf noch nicht bereiste Regionen in Sisian, Goris, Kapan und Meghri. Teilnehmer von deutscher Seite waren Stephan Kroll und Esther Altmann, Teilnehmer von armenischer Seite waren Pavel Avetisyan und Iren Kalantaryan. Wissenschaftliches Programm der Reise 2004 war es, in Erevan im Nationalmuseum und im Institut für Archäologie und Ethnographie Aufzeichnungen und Funde zu studieren, die Süd-Armenien betrafen. Teilnehmer von armenischer Seite waren Pavel Avetisyan, Ruben Badalyan, Nora Yengiburyan und Iren Kalantaryan.
Für die Durchführung des wissenschaftlichen Programms ist folgenden Personen zu danken: Prof. Aram Kalantaryan (
Institut für Archäologie und Ethnographie der Armenischen Akademie der Wissenschaften), Dr. Ruben Vardaryan (Nationalmuseum), Dr. Gagik G. Gyurdgyan (Kommission für Erhaltung der Historischen und Kulturellen Denkmäler in Erevan), seinem Vertreter in Kapan Vigen Tsotoniyan und den Mitarbeitern im Museum Kapan, insbesondere Grischa Smbatyan und Satenik Martirosyan. Die einzelnen Befunde werden hier in Folge vorgestellt

 

Alter Bergbau in Süd-Armenien / Old mines in Southern Armenia

Region Yeghegnadzor

WP 2003/053
Auf der Fahrt nach Süd-Armenien wurde in Yeghegnadzor die dortige seit langem lokal bekannte kyklopische Festungsanlage besucht. Früher von armenischen Archäologen aufgelesene Keramikfunde aus der Umgebung weisen angeblich in urartäische, achämenidische bis frühmittelalterliche Zeit. Die noch sichtbaren Festungsmauern sind in Trockenbauweise sorgfältig aus Bruchsteinen errichtet und weisen rechteckige Mauervorsprünge auf. Die Anlage hat die Form eines Ovals und misst etwa 150 auf 80 m. Aufgrund dieser Eigentümlichkeiten könnten die Mauern in urartäische oder achämenidische Zeit datieren.

Region Goris - Sisian

WP 2003/054
Nahe Angeghakot, im Tal Godezor, wo sich mehrfach Petroglyphen befinden, ist heute noch eine der ursprünglichsten Landschaften Armeniens zu besichtigen; obwohl in der Sowjetzeit alles getan wurde, um diese Landschaft durch den Bau von riesigen Wasserleitungen zu schädigen. In Jahre 2000 haben wir den natürlichen Reiz dieser Landschaft, bestehend aus verstreuten Felsen und Buschwald noch verspüren können. Ungehindert von zuständigen Behörden, wie z.B. dem Amte Gyurdgyan, haben im Jahre 2003 lokale Baufirmen damit begonnen, die riesigen Felsblöcke, die den Reiz dieser Landschaft ausmachen, mit Bulldozern und Steinsägen in Baumaterial zu verwandeln. Alle Proteste einer armenisch-französischen Expedition (Paläolithikum-Projekt) waren bisher vergeblich. Dies ist umso unverständlicher, da die Abbrucharbeiten auch eine bisher unter dem Boden verborgene und nicht bekannte chalkolithisch-frühbronzezeitliche Siedlung zerstörten. Der armenisch-französischen Expedition war es bisher nur möglich eine winzige Sondage in noch ungestörtem Kontext vorzunehmen. Die Zerstörungen der Baufirma sind ungehindert in den Jahren 2004 und 2005 weiter geführt worden.

WP 2004/055
Im Bereich des Dorfes Angeghakot, das von uns im Jahre 2000 besucht wurde, haben sich neue Befunde ergeben. Im Rahmen der armenisch-französischen Kooperation zur Erforschung des Paläolithikums wurde an einem Felshang über dem Fluss Vorotan Keramik der Früh- und Mittelbronzezeit gefunden. Dieser Befund konnte von uns bestätigt werden (EB III und MB II). Wir fanden Keramik der gleichen Zeitstufen. Dies deutet darauf hin, dass sich in diesem Bereich eine Siedlung befand.

WP 2004/056
An einem Abhang in Angeghakot in einem Garten, nicht weit entfernt vom ersten Fundplatz, fand sich ebenfalls EB-Keramik sowie hellenistische Keramik. Dies deutet darauf hin, dass die frühbronzezeitliche Siedlung sich wohl über einen grösseren Bereich erstreckte. Die mittelbronzezeitliche Siedlung war hingegen in ihrem Umfang eher beschränkt.

WP 2003/057-083, WP 2003/109-123 (Awasihanki-Blur)
Nördlich des Dorfes Noravan, jedoch südlich der Strasse Sisian-Goris, entdeckten wir wohl die grösste Nekropole Süd-Armeniens; bisher in der gesamten archäologischen Dokumentation und Literatur unbekannt. Diese Nekropole (lokaler Name: Awasihanki-Blur) erstreckt sich über mehrere kleine Felsrücken, zumeist westlich eines kleinen canyonartigen Bachbettes, das im Sommer kaum Wasser führt. Bisher haben wir etwa 100 Kammergräber gezählt, wohl grossen Teils ausgeraubt. Interessant sind jedoch nicht die Gräber selbst, sondern ihre Ausrichtung und Grösse. Von besonderem Interesse ist, dass sich mehrere Gräber, meist zwischen 6 und 10, in einem grösseren Areal mit einzelnen von niedrigen Mauern umgebenen Plätzen gruppieren. Man hat den Eindruck, dass jedem Grab innerhalb dieses Areals ein eigener ummauerter Platz zugewiesen ist. Nicht derartig klar, aber bereits in diese Richtung deutete die Analyse der Gräber in Zorarkarer, die wir im Jahre 2001 durchführten. Oberflächenfunde konnten wir nicht machen. Aufgrund der Bauweise kann man sie provisorisch als eisenzeitlich einordnen. Die Nekropole in Awasihanki Blur ist ganz offensichtlich ein Platz, der allein dem Totenkult diente. Ein Komplex derartiger Plätze im Verbund mit mehreren grossen Grabgewölben wurde von uns dokumentiert, um pars pro toto einen Eindruck von dieser Nekropole zu geben.

WP 2003/084-086
Auf einem kleinen Hügel namens Suik Blur fanden sich in fast 2000 m Höhe mehrere Mauerzüge und ein einzelner Menhir. Datierende Oberflächenfunde wurden nicht gemacht.

WP 2003/087
Beim Dorfe Harshis, auf der Hochebene über dem Steilabfall in das Tal des Vorotan liegt ein Gräberfeld, von dem einige Gräber in einer Notgrabung von Xnkikiyan beobachtet wurden. Ein leeres Steinkammergrab ist heute noch zu sehen. Die Hochebene macht den Eindruck, in sowjetischer Zeit von Bulldozern planiert worden zu sein.

WP 2003/088
Nahe bei Harshis finden sich Mauerreste und Keramikfunde, die in hellenistische oder späterere Zeit zu setzen sind.

WP 2003/089
Aus dem Dorfe Harshis kommt ein Säulenkapitell in Form eines Mehrfachgesichtes, das sich heute im Museum Goris befindet. Einwohner zeigten uns zusätzlich weitere Fragmente von Steinskulpturen und Säulenfragmente. Sie dürften sämtlich in hellenistisch-römische Zeit zu datieren sein.

WP 2003/090
Auf dem Hügel Karertepe, der sich etwa 200 m über der Ebene an der Strasse Goris Sisian erhebt, etwa nördlich von Harshis, liegt eine kleine Befestigungsanlage, aus groben Bruchsteinen erbaut. Die Anlage misst etwa 60 auf 80 m, einzelne Raumeinheiten sind oberflächlich gut zu unterscheiden. Oberflächenfunde wurden aufgrund des sehr dichten Bewuchses nicht gemacht. Über eine mögliche Datierung herrschte keine Übereinstimmung. Während P. Avetisyan die Anlage als evtl. prähistorisch einstufte, würde ich sie eher als neuzeitliche Fluchtburg einordnen, da die Raumeinheiten kaum Verschüttung bzw. Zuwehung aufweisen.

WP 2003/091 Shagat III
Westlich des Dorfes Shagat erhebt sich ein Höhenrücken etwa 200 m über dem Tal. Auf seiner Westseite zu einem trockenen Bachbett hin fanden sich verstreut über ein Gebiet von mehr als 200 m eisenzeitliche und klassische Keramikscherben. Der Hügel wird heute landwirtschaftlich genutzt und ist wohl in der Vergangenheit leicht planiert worden. In zwei Gruben waren grosse Bruchsteine zu sehen, wie sie bei ausgeraubten Gräbern üblich sind. Allerdings wies die Lage dieser Steine nicht auf Gräber hin. Einer dieser Steine war mit einem Transportloch versehen, wie es mehrfach bei Steinen der Festung Shagat I beobachtet wurde.

WP 2003/093
Nördlich der Strasse Sisian-Goris, mehrere km nördlich des Ortes Noravan, befinden sich an einem leicht abfallenden Südhang zumindest 6 Hügelgräber mit einem Durchmesser zwischen 8 und 12 m. Die Gräber sind sämtlich ausgeraubt. Zum Teil ist noch zu sehen, dass es sich um Steinkistengräber mit flachen Decksteinen handelte. Evtl. sind einige dieser Gräber von Xnkikyan im Rahmen einer Notgrabung ausgegraben worden, da er von Gräbern nördlich von Noravan ohne nähere Ortsangabe berichtet.

WP 2003/094
Hochspannungsmaste haben hier die Landschaft völlig verändert. In der Nähe eines dieser Maste fanden sich inmitten von modernen Steinsetzungen und Steinhaufen mehrere Mauern, aus mittelgrossen Bruchsteinen gesetzt, die zu Hausgrundrissen gehören. Datierende Oberflächenfunde wurden nicht gemacht.

WP 2003/095-098
Südlich oberhalb des Dorfes Khot lässt sich auf eine Länge von etwa 50 m eine gebogene Mauer aus kleinen Bruchsteinen verfolgen, die einst Befestigungsmauer einer Siedlung gewesen sein könnte. Datierende Oberflächenfunde wurden nicht gemacht.

WP 2003/099
Nahebei waren in einem Graben zwei flache Steinkistengräber angeschnitten zu sehen. Dort aufgesammelte Keramik datiert in die klassische Zeit.

WP 2003/100
Khot. Am Rande des tiefen Canyons des Vorotan befinden sich die umfangreichen Ruinen einer antiken oder mittelalterlichen bis neuzeitlichen Siedlung, erbaut aus dem anstehenden dunkelgrauen Granit. Die Häuser stehen z.T. noch über 2 m hoch an, steinerne Türbalken sind zu sehen. Ein Bau weist eine Rundung in Form einer Apsis auf. Offensichtlich ist dieser Platz vor nicht allzulanger Zeit, wohl anfangs des 20. Jh. noch als Siedlung benutzt worden, wie es die geringe Verschüttung erschliessen lässt. Neben entsprechenden mittelalterlichen bis neuzeitlichen Keramikfunden sind jedoch wesentlich mehr von Bedeutung Keramikfunde aus der mittleren und späten Eisenzeit, sowie aus hellenistisch-klassischer Zeit. Rillenkeramik mit schmalen und breiten Rillen, graue Keramik mit schwarzen Polierstreifen, Randfragmente von Flaschen wie sie typisch für urartäische Keramik sind, wurden gefunden. Selbst die hellbraune leicht polierte Scherbe eines Vorratsgefässes erinnert an urartäische Vorratsgefässe (Pithos). Aufgrund der zahlreichen Keramikfunde kann davon ausgegangen werden, dass sich unter der modernen Siedlung Reste einer antiken Siedlung des 1. Jt.v.Chr. befinden müssen.

WP 2003/101
Auf halbem Wege neben einem Wasserreservoir in den Canyon des Vorotan hinunter finden sich mehrere Steinkistengräber, die in ihrem Aussehen den von Xnkikyan ausgegrabenen Gräbern in Harshis ähneln. In ihrer Form sind die Gräber leicht trapezförmig: eine Schmalseite des Grabes ist erheblich kürzer als die andere Schmalseite.

Halidzor
Keine Befunde ergaben sich im Dorfe Halidzor. Angeblich antike Funde stellten sich als neuzeitlich heraus.

WP 2003/105
Im Dorfe Karahundj wurden uns in der neuen Schule archäologische Funde gezeigt, die aus Gräbern im Bereich des Dorfes kommen sollen. Sämtliche Keramikfunde sind eisenzeitlich, wobei kaum früheisenzeitliche Funde auszumachen waren, so evtl. Rillenkeramik. Das Gros der Funde ist mitteleisenzeitlich und achämenidisch einzuordnen. Zu nennen sind besonders Kannen in urartäischer Tradition, ein Henkelpokal oder eine typisch achämenidische Knickwandschale. Diese Kollektion ist deswegen bedeutsam, da hier ein zeitlich sehr eng gefasster Komplex vorliegt, wie er ansonsten nur selten festgestellt wurde.

WP 2003/106
Bei Bauarbeiten im Hof der alten Schule in Karahundj wurden vor Jahrzehnten hier mehrere Gräber gefunden, deren Funde nun in der neuen Schule zu sehen sind. Welche Funde dies allerdings seien, war nicht zu ermitteln.

Karahundj / Hazalghap
Ein Teil der Funde in der Schule von Karahundj soll aus einem 7 km entfernten Gräberfeld beim Dorfe Hazalghap kommen, das sich in der Nähe von Khot befindet. Ein Besuch dort war wegen schlechter Wege nicht durchführbar.

WP 2003/107
Etwa 1 km nördlich des Dorfes Verishen hat der Strassenbau mehrere eisenzeitliche Steinkistengräber zerstört, darunter evtl. auch ein Kammergrab. Entsprechende eisenzeitliche Keramikfunde in der Umgebung der Gräber wurden gemacht.

WP 2003/108
Im Bereich von Khenadzakh, nur unter Mühen zu erreichen und dicht an der Grenze zu Azarbaidjan gelegen, wurden von Xnkikyan mehrere eisenzeitliche Gräber beobachtet, auch eine Siedlung soll sich dort befinden. Heute sind davon keine Reste erhalten; Grund dafür könnten Baumassnahmen in sowjetischer Zeit sein. Es sind allein einzelne kleine Bruchsteinmauern zu sehen, die nicht zu datieren sind.

WP 2003/124
Im kleinen Canyon, der sich von Nord nach Süd östlich den Hügeln entlang zieht, auf dem sich die Nekropole befindet, wurden 2 runde kleine Bassins gefunden, wie sie das Wasser über Jahrtausende natürlich auswaschen kann. Sie könnten allerdings Ort eines lokalen Quellkultes gewesen sein. Das Wasser im Canyon selbst tritt offensichtlich erst im Bereich der Nekropole an die Oberfläche, wie der reiche Bewuchs im Canyon zeigt; nördlich davon war kaum Bewuchs sichtbar. Man kann daher in gewisser Weise von einer Quelle reden.

Uyts (Kontrollbesuch)
Die spätantike Stadt Uyts ist von uns in den Vorjahren eingehend begangen worden. Sie wurde wiederum besucht, insbesondere um den Zustand der Siedlung auf der Eastern Terrace zu kontrollieren. Die Siedlung ist einzigartig für Süd-Armenien, da sie eine Schichtabfolge von der Mittleren Bronzezeit bis in klassische Zeit aufweist. Diese Siedlung, am halben Steilhang über dem Tal des Vorotan gelegen, ist ständig von Erosion bedroht. Auch in diesem Jahr konnte festgestellt werden, dass immer neue Teile der Siedlung weggespült werden. So war auf der Eastern Terrace ein eisenzeitliches Grab freigespült und wohl auch ausgeraubt worden. Es wurde von uns notdürftig verfüllt. Auf dem Hochplateau ausserhalb der Stadtmauer war eine weitere Befestigungsmauer nun zu sehen, offensichtlich freigespült, die wir bisher nicht kartiert hatten.

Verishen
Das angeblich in Verishen existierende kleine archäologische Museum der Schule entpuppte sich, als endlich der Schlüsselgewaltige gefunden war, als Dienstzimmer eines Lehrers. Neben einer beachtlichen Sammlung moderner Bilder lokaler Maler besass er auch 3 späteisenzeitliche grau-braune Töpfchen, die aus einem Grab im Gebiet von Babakhani Gelder kommen sollen.
Eine sehr freundliche andere Lehrerin zeigte uns dann bei sich zu Hause ein schwarzpoliertes Tiergefäss in Form eines Rindes, das insbesondere von der Form des Henkels als local Urartu einzustufen ist. Es soll aus einem Grab vom gleichen Fundgebiet stammen.

WP 2003/125
Babakhani Gelder ist ein Hang leicht oberhalb des Dorfes Verishen, heute zum Teil als Weinberg genutzt, auf dem vor Jahren eine Hochspannungsleitung errichtet wurde. Wie eben erwähnt, sollen hier Gräber gefunden worden sein. Oberflächlich waren keine weiteren Gräber auszumachen.

Goris Museum
Erstmalig war in diesem Jahr die archäologische Sammlung im Museum Goris zugänglich, zum Teil neu aufgebaut. Die Sammlung ist nicht immer aussagekräftig für die Region Goris, da teilweise hier auch Funde aus anderen Regionen deponiert wurden, so mittelbronzezeitliche Funde aus Sisian oder aus Kapan. Bedeutendster Fund ist der mehrere kg schwere urartäische Bronzelöwe aus Sznak nahe Kapan, der bisher nur in schlechten alten schwarzweiss Abbildungen publiziert ist. Die Mitarbeiter des Museums ermöglichten es uns, Arbeitsfotos von den Vitrinen und den Funden im Magazin zu machen. Dabei ergaben sich interessante Befunde. In der Region Goris ist bisher kein frühbronzezeitlicher Fundort bekannt; im Museum befindet sich hingegen ein einziges gut erhaltenes Kura Arax Gefäss, wohl aus einem Grab. Die mittelbronzezeitlichen Funde, Keramik schwarz auf rot bemalt, kommt nicht aus der Region Goris, sondern aus den Nekropolen von Sisian I und II. Spätbronzezeitliche Funde sind nicht vorhanden. Hingegen ist das Gros der Funde früh- und mitteleisenzeitlich einzuordnen.

Region Kapan

Museum Kapan
Aufgrund der überwältigenden Freundlichkeit und Kooperationsbereitschaft des Museumsdirektors Grisha Smbatyan haben wir in diesem Museum Einzelheiten dokumentieren können, wie in keinem anderem Museum zuvor. Alle ausgestellten Objekte konnten wir unbeschränkt schriftlich und fotografisch dokumentieren. Die Mitarbeiter, besonders erwähnen möchte ich Frau Satenik Martirosyan und Grishas Sohn Serob, haben uns jede mögliche Auskunft zu den Objekten gegeben, auch als wir zum wiederholten Male im Museum mit immer neuen Fragen erschienen.
Es kann hier nur ein Gesamteindruck zusammenfassend geschildert werden. In der Sammlung fällt auf, dass die frühesten Objekte der späten Bronzezeit angehören, vieles dann der frühen Eisenzeit, wenig der mittleren Eisenzeit (local Urartu), viel wiederum dann der posturartäischen-achämenidischen Zeit. Erstmalig konnten wir die beiden Bronzeprunkäxte fotografieren, die dort aufbewahrt werden. Eine Axt soll im Bergbaugebiet von Kadjaran gefunden worden sein, die andere im Bergbaugebiet von Chikahok.
Ein weiterer sehr persönlicher Eindruck sei aus nordiranischer Sicht beigefügt. In diesem Museum finden sich in eine Fülle phantasievoller Keramikerzeugnisse, Mehrfachgefässe, Gefässe in Tiergestalt oder auch in menschlicher Gestalt, die ganz eindeutig ihre Beziehungen zu Nordiran erkennen lassen. Die eindrücklichsten Beispiele kommen aus Teghut, heute ein Vorort von Kapan: ein "Zecher", in der Hand fröhlich den Becher schwenkend, wohl hellenistisch, und ein schwarzes Gefäss mit plastischem Aufsatz in Form eines menschlichen Kopfes, das in die frühe Eisenzeit gesetzt wird.

Privatsammlung Lorik in Kapan
Dank freundlicher Vermittlung mehrerer Personen war es uns möglich, eine der zahlreich in Kapan existierenden archäologischen Privatsammlungen besichtigen und ausführlich dokumentieren zu dürfen. Der Maler Lorik besitzt eine ausgewählte kleine derartige Sammlung. Aus einem Grab in Chikahok stammt eine urartäische rote Kanne und ein zeitgleicher rötlicher Topf. 2 kleine schwarze polierte Gefässe aus dem Bereich von Kapan datieren in die späte Bronzezeit. Besonders hervorzuheben ist jedoch eine Sammlung von insgesamt 12 Gefässen, die alle zusammen bei Bauarbeiten in einem Garten in Baghaburj südlich oberhalb von Kapan gefunden worden sein sollen. Sie bestehen aus einem rötlich-hellbraunem, hartgebrannten Ton, der wesentlich hart klingender und in der Farbe heller ist als bei urartäischer oder eisenzeitlicher Keramikproduktion. Der Ton dürfte von etwa mittelfeiner Struktur sein. Die Gefässe sind bis auf das Tiergefäss mittels einer schnellen Scheibe hergestellt. Sie sind fast sämtlich mit einfachen geometrischen Mustern ritzverziert (Linien, hängende Dreiecke, Kreise). Die Oberfläche ist gut geglättet, von Politur kann man nur bei 2 oder 3 Gefässen sprechen. Die Schüsseln mit Rillenverzierung und kleinen Henkeln stehen in der Tradition eisenzeitlicher früherer Typen. Bauchige und schlanke Flaschen weisen ein bis drei seitliche vertikale Henkel oder kleine Appliken, z.T. tierkopfförmig auf. Aus dieser Sammlung fällt das vom Ton her wesentlich dunklere Tiergefäss in Form eines Hirsches heraus. Aufgrund der Ritzverzierungen kann man es den anderen Gefässen jedoch anschliessen.

Armenisches Regionalmuseum in Kapan-West
In diesem Museum werden hauptsächlich Gegenstände zur armenischen Geschichte des Mittelalters und der Neuzeit, sowie Objekte zur Fauna und Flora der Region Kapan gesammelt. Hervorzuheben sind jedoch auch einige archäologische Funde aus dem Bereich Kapan. Zu nennen sind 3 späteisenzeitliche Tiergefässe aus Teghut und ein evtl. geschlossener Grabfund aus der Grigor Arsumanyan Strasse in Kapan-West. Dabei handelt es sich um Bronzeschmuck und kleine, schwarze, polierte Keramikgefässe, darunter kleine Fläschchen und eine Schüssel in Rillenkeramik. Diese Funde sind eindeutig der späten Bronzezeit zuzuordnen.

Kapan und Chikahok Sammlung Smbatyan
In dieser Privatsammlung findet sich ein Sammelsurium von spätbronzezeitlichen, früh- mittel- und späteisenzeitlichen Bronzen und Keramiken, die mehr oder minder durch Zufall in den Besitz des Sammlers kamen. Genaue Fundplätze, woher einzelne Funde kommen, sind nicht mehr zu ermitteln. Eine bronzene Prunkaxt aus der Spätbronzezeit erstand er bei einem Altmetallhändler. Ein Teil der Bronzen soll aus einem Steinkistengrab 4 km südlich von David Bek stammen.

WP 2003/126 Artsvanik
In Artsvanik gelang es, das Gräberfeld Hin Hoher (lokal auch Honi Hoher genannt) zu finden. Hin Hoher befindet sich etwa 2,5 km nordöstlich des Dorfes. Vor Jahren wurden hier bei der Errichtung des Sowchos Hin Hoher auf einem Nordhang mehrere Gräber gefunden. Aufgrund von Steinsetzungen oberhalb des verlassenen Sowchos muss es als gesichert gelten, dass hier noch weitere intakte Gräber vorhanden sind.

WP 2003/136
Unterhalb von Hin Hoher, etwa 500 m nordöstlich des heutigen Ortsrandes wurde ein weiteres Gräberfeld entdeckt, das ebenfalls noch intakt sein dürfte. Steinsetzungen deuten auf Steinkistengräber hin. Dicke Decksteine lassen sog. Cromlechs vermuten.

WP 2003/137 Burg von Malik Frangul
Auf einer Felspitze, in den Zusammenfluss zweier kleiner Canyons ragend, soll sich eine mittelalterliche Burg befinden. Der Bewuchs dieses Platzes war allerdings über 1m hoch, so dass kaum Befunde gesichert werden konnten. Am westlichen Canyonrand, etwa 100 m von der Spitze entfernt, deutet sich eine Mauerkante an. Die wenigen aufgesammelten Keramikscherben waren mittelalterlich.

WP 2003/138
Nördlich gegenüber der Felsspitze, auf der anderen Seite des Canyons auf dem flachen Hügel Arnadzor sollen bei Planierungsarbeiten Keramik und Bronzeobjekte gefunden worden sein. Über deren Verbleib war nichts bekannt.

WP 2001/012 (Chakaten)
Dieser im Jahre 2001 überraschend entdeckte chalkolithische Fundplatz wurde nochmals begangen, um den Umfang genauer festzustellen. Das chalkolithische Fundmaterial in dem Gemüsegarten stammt evtl. aus einer Umlagerung von Oberflächenerde, als vor Jahren oberhalb des Gartens ein lokales Medizinisches Zentrum errichtet wurde. Das heutige Dorf Chakaten ist aufgrund der Keramikfunde offensichtlich seit dem späten Mittelalter besiedelt.

WP 2001/014
Südlich der Steinkistengräber von Irigis befand sich offensichtlich eine mittelalterliche kleine Siedlung, wie zahlreiche Keramikfunde in einem abgeernteten Getreidefeld zeigten.

WP 2003/139
Baraburj südlich oberhalb Kapan.
In einem Garten, den wir ausfindig machen konnten, wurde vor Jahren bei Bauarbeiten das reiche Keramikinventar aus einem posturartäisch-achämenidischen Grab gefunden, das sich heute im Besitz des Malers Lorik in Kapan befindet.

WP 2003/140
Baraburj südlich oberhalb Kapan.
Bei der Errichtung des Fernsehturmes wurden auf dem Südhang unterhalb des Turmes mehrere Gräber gefunden, deren Inventar sich im Museum Kapan befindet. Datierung der Grabfunde ebenfalls posturartäisch-achämenidisch.

WP 2003/141
Friedhof des ehemaligen Sowchos Syunik an der Strasse nach Goris. Vor Jahren wurden hier bei der Erweiterung des Friedhofs mehrere Gräber angeschnitten. Schwarze eisenzeitliche Keramik aus diesen Gräbern soll sich im Museum Kapan befinden, konnte dort jedoch nicht gefunden werden.

WP 2003/142
Von Kapan aus führt eines Strasse entlang des kleinen Flusses Adjanan (Edjanan) nach Nordwesten, berührt zuerst das Dorf Norashenik, wendet sich dann nach Norden und führt über Verin Khatanan nach Tantsaver und weiter nach Aghvani. Beim Bau der Strasse unterhalb von Norashenik waren achämenidisch-hellenistische Tiergefässe gefunden worden, offensichtlich aus Gräbern, die sich heute im Museum Kapan befinden. Mit Hilfe von Ortskundigen konnten wir den Fundort bestimmen. Im Profil sind noch Teile der Steinsetzungen für Steinkistengräber erkennbar.

WP 2003/143
Etwa 50 m südlich davon, im Bereich eines aufgelassenen kleinen Sägewerks, entdeckten wir darüberhinaus die Reste einer mittelalterlichen Siedlung. Im angeschnittenen Profil war klar ein Tannur sowie eine Siedlungsschicht erkennbar, durchzogen von einer dünnen Brandschicht.

WP 2003/144
Etwa 2-3 km nördlich davon wurden etwa um 1960 beim Strassenbau Topf- oder Pithosgräber mit Bestattungen entdeckt. Auf diese Bestattungen deutet heute nichts mehr hin.

Tantsaver
Obwohl wir grosse Anstrengungen unternahmen in Tantsaver ein angeblich mehrere Kilometer nordöstlich ausserhalb des Dorfes gelegenes Gräberfeld zu erreichen, erwies sich der Weg als nicht befahrbar; zudem fand sich wie schon im Jahre 2001 kein Ortskundiger, der den Weg dahin noch gewusst hätte.

Aghvani
Überraschend war hingegen der Befund in Aghvani. Hatten wir 2001 noch notiert, dass hier keinerlei archäologische Reste bekannt sind, so bekamen wir diesmal mehr Informationen. Eine sehr zeitraubende mühsame Fahrt auf ein Hochplateau im Süden den Dorfes mit einer Höhe von über 2100 m erwies sich zwar als Fehlschlag. Im Dorfe selbst waren jedoch bei Ausschachtungen Gräber gefunden worden, deren Funde im Besitz des Grundstückseigentümers sind. Leider war er abwesend, so dass wir weder den genauen Fundplatz noch die Funde zu Gesicht bekamen.

WP 2003/145
Auf einem Hang südlich oberhalb des Dorfes Aghvani waren weitere Gräber gefunden worden, offensichtlich Steinkistengräber, wie der Augenschein an Ort und Stelle gab. Weitere intakte Gräber sind hier offensichtlich noch vorhanden. An Funden wurden uns einfache Bronzefunde berichtet. Einen Bronzearmring aus diesem Fundkomplex konnten wir dokumentieren; datieren kann man ihn aufgrund seiner einfachen Form nur generell in die Eisenzeit.

Geghanush
Dieser Ort wurde erneut besucht, da sich neue Befunde ergeben hatten. Im Hause des Künstlers Eljan Herand fand sich die schon bekannte Sammlung spätbronzezeitlicher und früheisenzeitlicher Keramik aus Verin Hadjin Art. Zwei späte Gefässe stammen aus Nerkin Hadjin Art, das unterhalb von Verin Hadjin Art an einem steilen Hang südlich des Dorfes gelegen ist. Neu hinzugekommen war ein kleiner schwarzpolierter und ornamentierter Topf aus Norashenik.

WP 2003/146
Insbesondere in Nerkin Hadjin Art gab es neue Befunde aufgrund von Erdrutschen im Bereich des schmalen Weges. Im Profil waren eine Reihe von Steinkistengräbern zu sehen. Laut Aussage der Einheimischen wurde bei diesen Gräbern achämenidisch-hellenistische Keramik gefunden. Man kann also offensichtlich an diesem weitläufigen Hang zwei zeitlich verschiedene Gräberfelder unterscheiden: oben ein spätbronze-früheisenzeitliches und unten ein Gräberfeld aus der 2. Hälfte des 1. Jt. Bedeutend an diesem Befund ist, dass aufgrund der lokalen Abgeschiedenheit von Geghanush hier offensichtlich noch zahlreiche intakte Gräber vorhanden sind. Raubgrabungen bzw. Raublöcher waren nirgends zu beobachten.

WP 2003/147
Nerkin Hadjin Art, weiter den Hohlweg hinab, Steinkistengräber im Profil des Weges sichtbar.

WP 2003/148
Nerkin Hadjin Art, weiter im Verlauf des Hohlwegs. Ein einzelnes Gefäss und eine Ascheschicht an diesem Punkt könnten jedoch auf eine Siedlung hindeuten. Die Keramikfunde sind hellenistisch-römisch einzuordnen.

Barabatum
Auf dem Höhenzug nordöstlich über Kapan befindet sich heute der Ortsteil Barabatum. Beim Bau eines modernen Friedhofs wurden offensichtlich achämenidisch-hellenistische Gräber angeschnitten. Ein Gefäss aus diesem Befund soll sich heute im Museum Kapan befinden.

WP 2003/149
Teghut. In Teghut wurde ein weiterer WP genommen aus dem Gebiet, aus dem die spektakulären Funde von figürlichen Gefässen im Museum Kapan gekommen sind. Es handelt sich um einen Nordosthang, heute mit Plattenbauten und Slums bebaut. Genauere Einzelheiten sind nicht bekannt.

WP 2003/150
Kapan, Gregor Arsumanyan Street. Beim Bau dieser Strasse in Kapan-West, wo das Tal schon fast canyonartig wieder zusammenrückt, waren offensichtlich Gräber angeschnitten worden. Einige spätbronzezeitliche Keramikfunde und Schmuck aus Bronze befinden sich heute in dem naheliegenden Regionalen Museum für Armenische Kultur.

Chikahok
Der wohl bedeutendste vorgeschichtliche Ort in der Region Kapan ist Chikahok, allein was die Vielzahl der Funde angeht, die seit Jahren von dort immer wieder gemeldet werden. Im Jahre 2001 hatten wir Chikahok besucht und eine Reihe von Fundstellen notieren können. Um weitere Fundstellen zu notieren und um mehrere Sammlungen von Objekten zu dokumentieren, fuhren wir bei extrem schlechtem Wetter nach Chikahok. Aufgrund des Wetters, das sich auch nach einer Woche nicht gebessert hatte, hatten wir auch nicht die Möglichkeit die in der Nähe befindlichen aufgegebenen Bergwerke zu besuchen. Im Grunde ist wohl der Ort ein einziges Gräberfeld der Spätbronze- und Eisenzeit. Mehrere Seitentäler, die von Westen, von den weiten Hängen des Mt. Khustup kommen, vereinigen sich hier zu dem kleinen Fluss Kyuzin, an dem auch in der Nähe des Schulhauses eine kleine chalkolithische Siedlung lag, die heute zwar bestimmbar, aber nicht mehr auffindbar ist. Beim Bau der Strasse durch Chikahok wurde sie damals entdeckt.
Im Orte selbst und an den einzelnen Berghängen darüber, sei es Spitak Hoher, Kapin Art liegen heute noch viele hundert antike Gräber unberührt. Hunderte von Gräbern wurden in der Sowjetzeit bei Baumassnahmen, wie z.B. Strassen- und Gebäudebauten von Bulldozern einfach beseitigt. Die Schule hatte einst eine reiche Sammlung an Objekten zusammengetragen, die jedoch in den Wirren nach dem Ende der Sowjetunion spurlos verschwanden. Fast jedes Haus hat heute eine Sammlung mehr oder minder qualitätvoller Objekte; diese zu zeigen oder gar dokumentieren zu lassen, sind nur die wenigsten Einwohner von Chikahok bereit.

WP 2003/152
In Dirk, nördlich an der Zufahrtstrasse nach Chikahok wurden beim Strassenbau Steinkistengräber gefunden; der Verbleib der Funde ist nicht bekannt.

WP 2003/153
Chikahok-Solaridzor, am Ortseingang. Hier wurden Steinkistengräber mit "local Urartu" Keramik gefunden, die schwarze Polierstreifen aufweist.

WP 2003/154
Chikahok-Dprozibak, Hof der Schule. Vor etwa 30 Jahren, bei der Anlage des Schulhofs bzw. Sportplatzes wurde angeblich eine Bronzestatuette und Bronzediademe gefunden. Auch Tiergefässe sollen hier gefunden worden sein. Alle Funde seien eine Zeit lang in der Schule ausgestellt gewesen, dann jedoch abhanden gekommen.

WP 2003/155
Chikahok - Spitak Hogher. Beim Bau einer Elektrostation wurden Steinkistengräber gefunden, von denen einige von Xnkikyan beobachtet werden konnten.

WP 2003/156
Karmir Hogher. Mehrere Steinkistengräber hier wurden von Xnkikyan beobachtet. Ein Bronzediadem in der Privatsammlung Smbatyan in Chikahok, die wir besuchen konnten, soll von hier kommen.

WP 2003/157
Chikahok Sammlung Sakaryan. Aus anderen Ortsteilen von Chikahok (aus seinem Garten?) stammt die private Sammlung von Vartan Sakaryan, bei der es sich grossteils um früh- und späteisenzeitliche Keramikfunde handelt.

WP 2003/158
Chikahok - Kaghun Art. In dichtem Laubwald, entlang eines kleinen Baches ein enges Tal hinauf befindet sich der Platz Ttujur. Hier soll eine spätbronzezeitliche Prunkaxt gefunden worden sein, die heute im Museum in Kapan ausgestellt ist. Etwa 700 m weiter das Bachbett hinauf, für uns jedoch bei strömendem Regen unzugänglich, soll sich das alte Bergbaugebiet von Chikahok befinden, das in vorsowjetischer Zeit von französischen Ingenieuren betrieben wurde.

WP 2003/161
Auf dem Gebiet des ehemaligen Sowchos Syunik, heute eine Station einer UN-Hilfsorganisation wird immer wieder von Keramikfunden berichtet, die vielleicht auf eine Siedlung hindeuten könnten. Einige wenige Funde, die hingegen aus Gräbern kamen, werden im Gebäude aufbewahrt, darunter ein achämenidischer Bronzearmreif mit Tierköpfen und eine rotpolierte Kanne sowie ein Bronzeglöckchen (beide local Urartu).

Dicht westlich neben dem Sowchos Syunik beginnt das Gelände des Flughafens. Beim Bau des Flughafens sollen insbesondere hellenistische Funde in Gräbern gemacht worden sein. Ein dunkelblaues Glasfläschchen im Museum Kapan und ein hellblaues Glasfläschchen in der Sammlung Ashot sollen zu diesen Funden gehören.

Region Kapan-Kadjaran

Das in Kapan zum Teil weite Flusstal des Voghji verengt sich westlich des Stadtzentrums mehr und mehr, bis hin zu einer engen Schlucht. Diese Schlucht zieht sich weiter nach Westen bis Kadjaran hin, nur gelegentlich unterbrochen von etwas weiteren Flussauen wie bei Lernadzor. Beiderseits ragen dicht bewaldete Hänge oder steile Felswände oft mehrere 100 m hoch auf. Dieses canyonartige Tal ist von einer einzigartigen Schönheit; leider ist es verunstaltet von zahllosen Nutzbauten aus der Sowjetzeit, insbesondere von mehrfach parallel laufenden Hochspannungsmasten.

Das einzige grössere Seitental, das mit einem Flüsschen von Nordwesten her in den Voghji mündet ist das Tal von Geghi. Auch bei diesem Tal handelt es sich um ein enges Tal mit hoch aufragenden Felswänden, die aufgrund ihres Gefälles fast völlig bewuchslos sind. Weder Landwirtschaft noch Gartenbau ist in grösserem Umfang möglich, allein im Gebiet des Dorfes Geghi weitet sich das Tal etwas und lässt Gartenbau zu. Dies auch früher kaum landwirtschaftlich nutzbare Tal war in seinem vorderen Teil wohl zur Sowjetzeit als kleiner Stausee vorgesehen; die Arbeiten an dem Staudamm wurden jedoch nicht vollendet. Die Bevölkerung des Tales bestand bis Anfang der 90er Jahre mehrheitlich aus turksprachigen Azarbaidjanern, die dann flüchteten. Heute leben wiederum in Geghi Armenier, die aus Azarbaidjan geflohen sind.

WP 2003/162
In Geghi gibt es eine mittelalterliche Kirchenruine und mittelalterliche Siedlungsschichten. Beim Bau der neuen Schule wurde ein Steinkistengrab entdeckt; nähere Informationen sind nicht vorhanden.

WP 2003/163
In einem kleinen Seitental, genannt Amazd, das beim Dorfe Geghi vom Geghi-Fluss nach Westen abzweigt, befindet sich heute ein Steinbruch. Ein steiler, felsiger Bergsporn erhebt sich zwischen Haupt- und Seitental, der zumindest im Mittelalter genutzt wurde. Das belegen Keramikfunde auf ihm; auch die Mauerreste auf dem kleinen Plateau oben dürften so zu datieren sein.

WP 2003/164
Im Seitental selbst findet sich auf einer Uferterrasse eine etwa 0.5 ha grosse Siedlung aus hellenistischer Zeit. Etwa 100 m weiter nordöstlich davon, unterhalb der Felswand, eine ähnlich grosse Siedlung aus der Frühen Bronzezeit III sowie Steinkistengräber. Die Siedlung weist vertikal eine Dicke von mindestens 1,5 m auf. Zwar wurde innerhalb der ausgeraubten Steinkistengräber Kura-Arax-Keramik geborgen. Dies kann jedoch kein Anhaltspunkt für eine Datierung sein. Die Form der Gräber ist ungewöhnlich für die Frühe Bronzezeit; die Gräber könnten auch wesentlich später in die alte Siedlung eingetieft worden sein.

WP 2003/165
In Lernadzor vor dem Postamt befand sich einst ein Gräberfeld. Ebenfalls ein Gräberfeld befand sich auf den Hängen westlich oberhalb der Schule. Die Funde im Museum der Schule (Schulleiter Robert Grigoryan) könnten aus diesen beiden Gräberfeldern stammen, sie sind sämtlich spätbronze- und früheisenzeitlich: Keramik, Bronzen, Steinperlen. Eine kleine schwarze Kanne kommt aus einem Grab in Vahanavank (WP 2001/067). In der Nähe von Lernadzor, beim Dorfe Adjaru soll bei einem Pioniercamp ein grosses Steinkistengrab entdeckt worden sein.

WP 2003/166
Das Sowchos Lernadzor ist auf der südlichen Flussseite gegenüber dem Dorf und der Schule gelegen. Im Bereich des Hochspannungsmastes befinden sich Reste einer spätchalkolitischen Siedlung, die vom Sowchos angeschnitten wurde. Innerhalb dieser Siedlung finden sich im Profil Steinkistengräber mit noch sichtbaren Skeletten. Sie dürften jedoch wohl kaum chalkolithisch datieren, sondern eher eisenzeitlich.

WP 2003/167
Baghabtshigh, 2km östlich Lernadzor gelegen auf dem Rest der nördlichen Uferterrasse zwischen Strasse und Fluss. Hier fand sich ein Mauerrest aus Granitsteinen und 2 eisenzeitliche Steinkistengräber, die aufgrund herumliegender Keramikfunde eingeordnet werden konnten.

WP 2003/170
Gidirdjants westlich von Kadjarants. Auf einem Hügel befinden sich noch sichtbare Steinkistengräber, sowie offensichtlich mittelalterliche Mauerreste. Gegenüber auf der anderen Bachseite sollen sich weitere Steinkistengräber befinden.

WP 2003/171
Scheni Aradj westlich von Kadjarants, Steinkistengräber auf Hang, etwa 150 m südlich WP 171, unterhalb Abraumhalde. Sie waren für uns aufgrund der Abraumhalde nicht zugänglich. Vor etwa 30 Jahren habe der Vater des jetzigen Bürgermeisters ein Grab eigenhändig ausgegraben: es handle sich um viele kleine dunkle Töpfe und einen Bronzedolch. Der Verbleib der Funde ist unbekannt, angeblich Museum Kapan.

WP 2003/172
Paramasi Djaraz. Steinkistengräber im Bereich einer alten Mühle, in einem steilen südlichen Seitental des Voghji, südlich von Lernadzor.

WP 2003/173
Zagezor. Westlich der Strassenabzweigung nach Geghi, am nördlichen Talrand, sind durch Erdrutsch mindesten 3 Steinkistengräber sichtbar. Aufgrund von Privatgrundstücken waren sie nicht zugänglich.

Region Meghri

Im Bereich der Region Meghri wurden uns verschiedene Gräberfelder genannt, die jedoch nicht immer lokalisiert werden konnten: Lehvaz, Apges, Kaler, Kartshevan und Verinshen 4 km nö. Shvanizor. Eine mittelalterliche Hangsiedlung, 2, 6 km nördlich Lehvaz, auf einem Westhang gelegen, konnte zwar festgestellt werden. Von Steinkistengräbern, die in der Umgebung sein sollten, gab es jedoch keine Spur. In Meghri selbst wurden zweimal bei Strassenbau Gräberfelder entdeckt, etwa 1927 und 1972.

WP 2003/168-169
Bergbaugebiet
Terterasar, angeblich eine Goldmine. Seit etwa 10 Jahren ist diese stillgelegte Mine wieder im Versuchsbetrieb. Wir konnten verschiedene alte Stollen lokalisieren, die aber eher auf alten Kupferbergbau hinwiesen. In einem kleinen Stollen sollen Steinwerkzeuge gefunden worden sein, auch von einem Skelett war die Rede; Besichtigen konnten wir einen hohen rechteckigen Stollen mit Balkenlöchern und Verfüllung; er wies grünspanartige Verfärbungen auf.
Umfangreiche Siedlungsreste befinden sich auf einer Hügelkuppe, sie sind jedoch wohl mittelalterlich oder später. Darunter muss sich jedoch sicherlich eine eisenzeitliche Besiedlung befinden, da eindeutige Keramik der mittleren Eisenzeit gefunden wurde. Auf der niedrigeren südlichen Kuppe soll im Verlauf der erneuten Bergbauarbeiten ein Gräberfeld durch Bulldozer angeschnitten worden sein. Aus einem dieser Gräber soll ein eisenzeitlicher Bronzearmreif gekommen sein. Im Tal, bei der Basisstation des Bergwerks wurden Steinwerkzeuge und mitteleisenzeitliche Keramik gezeigt, daneben mittelalterlich glasierte Keramik.
Eine weitere angebliche Goldmine soll sich beim Dorfe Aigezor befinden. Von dort soll der Rand einer Bronzeschale kommen, die aus sehr dünnem Blech mit Randfalz hergestellt ist. Übereinstimmend hielten wir diesen Fund eher für hellenistisch-römisch.

WP 2003/174
Karer, Gräber auf der Passhöhe Kadjaran-Meghri, evtl. neuzeitlich.

WP 2003/175
Arnagidzor, nordöstlich eines neuzeitlichen, verlassenen Dorfes namens Verinshen gelegen (Kirchenruine, Hausgrundrisse). Hier sind durch den Strassenbau Steinkistengräber mit grossen Decksteinen angeschnitten worden, Skelettteile liegen im Strassengraben. Die umherliegenden Keramikfunde sind eisenzeitlich.

WP 2003/176
Meghri Hospital. Beim Bau dieses Hospitals wurden Steinkistengräber gefunden; erwähnt wird ein Bronzearmreif.


Stephan Kroll 06-February-2006
last modified 15-May-2010